Digitale Barrierefreiheit: Ein unabdingbares Recht für alle

03 / 12 / 2024

Der Internationale Tag der Menschen mit Behinderungen rückt einmal mehr das Thema Barrierefreiheit in den Mittelpunkt. Was vielen dabei nicht klar ist: Es geht nicht nur um Rollstuhlrampen und breite Zugänge mit automatischen Türöffnern. Auch die digitale Welt hält für Menschen mit Handicaps Barrieren bereit – sei es auf Websites, bei mobilen Anwendungen und bei Online-Diensten, wie beispielsweise digitalen Payment-Systemen. In diesem Beitrag erklärt Claire Deprez, Head of Production Management Authentication Services bei Worldline, was es mit digitaler Barrierefreiheit auf sich hat und wie Unternehmen sie umsetzen können.

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Diverse Workplace

Tage wie der internationale Tag der Menschen mit Behinderungen sind wichtig, weil sie den Anliegen von marginalisierten Minderheiten Aufmerksamkeit verschaffen können. Aber natürlich ist das nicht genug. Gerade bei so komplexen Themen wie der digitalen Barrierefreiheit reicht es nicht aus, sie nur einmal im Jahr auf die Agenda von Gesellschaft und Unternehmen zu setzen. In einer Welt, die in allen Bereichen – auch und gerade im Zahlungsverkehr – mehr und mehr von digitalen Technologien durchdrungen ist, müssen wir darüber sprechen, wie wichtig ein gleichberechtigter Zugang dazu ist, damit niemand zurückgelassen wird.

Digitale Barrierefreiheit – derzeit noch eine Utopie?

Denn die Zahlen zeigen: Im Moment ist die digitale Welt noch nicht so inklusiv, wie sie sein sollte. Laut einer Studie kann beispielsweise rund ein Drittel der Menschen in Deutschland 80 Prozent der Online-Shops nur schwer oder überhaupt nicht nutzen. Dadurch wird eine beträchtliche Personengruppe von grundlegenden digitalen Erfahrungen und Diensten ausgeschlossen. Die Folgen für die wirtschaftliche Unabhängigkeit und die Teilhabe am öffentlichen Leben sind für diese Menschen immens. Statt eigenständig ihr Leben zu organisieren, sind sie auch hier auf die Unterstützung anderer angewiesen.

Digitale Barrierefreiheit – oder „Accessibility“ – bedeutet hingegen, dass Websites, mobile Anwendungen und Online-Dienste – einschließlich digitaler Payment-Systeme – so gestaltet sind, dass sie von Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten genutzt werden können. Auch der Gesetzgeber hat die Bedeutung des Themas inzwischen erkannt: So tritt ab dem 28. Juni 2025 ein Gesetz in Kraft, dass die umfassende Barrierefreiheit digitaler Produkte und Dienstleistungen fordert. Ein klares Signal: Für Unternehmen wird das Thema damit vom „nice to have“ zum „must have“. Aber was können sie tun, um die Vorgaben zu erfüllen?

Accessibility in der Praxis

Über einige konkrete Beispiele und Anwendungen lässt sich zeigen, wie digitale Barrierefreiheit aussehen kann. So haben sich sprachgesteuerte Assistenten als wertvolles Werkzeug für Menschen mit Sehbehinderungen erwiesen: Sie erleichtern die Navigation und Interaktion mit digitalen Geräten, einschließlich der Durchführung von Online-Zahlungen. Barrierefreie Webdesigns, die Standards wie den Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) entsprechen, ermöglichen es Nutzern mit unterschiedlichen Behinderungen, Webinhalte ohne Hindernisse zu erreichen und zu erfassen.

Ein weiteres Beispiel sind angepasste Geldautomaten, die mit Sprachausgabe und taktilen Tastaturen ausgestattet sind, um Menschen mit Sehbehinderungen oder motorischen Einschränkungen den Zugang zu erleichtern. All diese Anwendungen zeigen: Wird Technologie gezielt eingesetzt, kann sie einer Vielzahl von Personengruppen einen gleichberechtigten Zugang zu digitalen und Finanzdienstleistungen ermöglichen.

Sicher und zugänglich im Zahlungsverkehr

Bei all diesen Lösungsansätzen sollte man allerding nicht vergessen, dass besonders im Zahlungsverkehr die Barrierefreiheit nicht auf Kosten der Sicherheit gehen darf. Innovative Lösungen wie biometrische Authentifizierung bieten dafür Ansätze, die ebenso sicher wie zugänglich sind. Die Technologie erleichtert Menschen mit Einschränkungen die Verifizierung ihrer Identität beispielsweise durch Gesichts- oder Fingerabdruckerkennung. Auch dynamische virtuelle Tastaturen (DVK) verbessern die Zugänglichkeit, wenn sie mit Sprachausgabe kombiniert werden, was besonders für Sehbehinderte von Vorteil ist.

Langfristig wird sicher auch die Rolle von künstlicher Intelligenz (KI) immer wichtiger in diesem Bereich, denn sie ermöglicht es, die komplexen Probleme der Barrierefreiheit automatisiert anzugehen und individuellere Lösungen zu entwickeln.

Digitale Barrierefreiheit hängt nicht nur von Technologien und Gesetzen ab. Sie ist eine Aufgabe, die alle angeht: Unternehmen, Behörden und Menschen aus allen Bereichen der Gesellschaft. Auch bei Worldline arbeiten wir an Lösungen – aber wir brauchen Verbündete bei dieser Aufgabe. Denn jeder Einzelne von uns trägt Verantwortung für die Förderung der digitalen Integration.

Claire Deprez

Head of Production Management Authentication Services