Wechsel von PSD2 zu PSD3 steht für einen neuen Abschnitt im Open Banking

16 / 07 / 2024

Die Verifizierung des Zahlungsempfängers (Verification of Payee, VoP) ist eine der schwierigsten Anforderungen der kürzlich veröffentlichten neuen Verordnung über Sofortüberweisungen (IPR). Der Zahlungsdienstleister (PSP) des Zahlers ist verpflichtet, die Übereinstimmung von IBAN und Name des Zahlungsempfängers zu überprüfen. Dazu werden die vom Zahler übermittelten IBAN-Namensdaten an den Zahlungsdienstleister des Zahlungsempfängers übermittelt, der diese mit den gespeicherten (und bereits im Rahmen des etablierten KYC-Prozesses geprüften) Kontoinhaberdaten abgleicht.

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PSD3: Wird das volle Potenzial von Open Banking ausgeschöpft?

Die 2007 eingeführte Zahlungsdienstrichtlinie zielte ursprünglich darauf ab, Zahlungsdienste in der gesamten Europäischen Union (EU) zu standardisieren und den Wettbewerb auf dem Markt zu fördern. Da sich die Technologie und die Erwartungen der Verbraucher jedoch weiterentwickeln, muss auch der Regulierungsrahmen für den Finanzsektor angepasst werden. Mit der 2015 eingeführten PSD2 sollen Innovation und Wettbewerb gefördert werden, indem die Daten der Banken über Schnittstellen (APIs) für Drittanbieter geöffnet werden.

„Was nach der Einführung von PSD2 geschah, blieb hinter den Erwartungen zurück,“ so Jani Ristimäki. Fintechs hätten nicht die gesamte Branche umgekrempelt, und die Anwendungsfälle für Open Banking waren eher begrenzt und konzentrierten sich hauptsächlich auf Finanzdienstleistungen für Privatkunden. Jedoch die größten Auswirkungen waren wohl im Firmenkundengeschäft zu beobachten. Hier nutzten einige Banken APIs, um ihren Zahlungsverkehr und das Cash-Management zu optimieren und weiterzuentwickeln und sie in die Prozesse ihrer Firmenkunden zu integrieren.

Während einige Fortschritte erzielt wurden, blieben die Auswirkungen auf das Privatkundengeschäft begrenzt. Der Übergang zu PSD3 bedeutet eine erneute Konzentration auf ein wettbewerbsfähigeres und innovativeres Banken-Ökosystem. "Mit der PSD3 müssen Banken die Verfügbarkeit von APIs für Drittanbieter mit den gleichen SLAs und Entwicklungskompetenzen wie ihre eigenen sicherstellen", führt Jani Ristimäki an.

Diese Veränderungen unterstreichen die Notwendigkeit für Banken, ihre Dienstleistungen zu optimieren und gleichzeitig Partnerschaften mit Dritten zur Ergänzung und Stärkung ihrer Entwicklungskapazitäten zu nutzen. Darüber hinaus befasst sich die PSD3 mit Fragen des Verbraucherschutzes und der Betrugsprävention, indem sie Prozesse wie die Überprüfung des Zahlungsempfängers und ein Dashboard für das Zustimmungsmanagement vorschreibt. "Die Kunden können nun sehen, wem sie die Nutzung ihrer Kontoinformationen gestattet haben, und haben somit mehr Kontrolle über ihre Daten und deren Weitergabe. Dies ist eine wichtige Triebfeder für die PSD3,“ so Jani Ristimäki.

Regulierung erfordert Anpassungen, ist aber auch ein Innovationstreiber

Während sich die Finanzinstitute an die neuen Anforderungen anpassen, geht der Fokus über die Einhaltung der Vorschriften hinaus. Institute müssen die Gelegenheit ergreifen, die Regulierung für die Schaffung neuer Geschäftsmöglichkeiten zu nutzen. Durch einen ganzheitlichen Ansatz, der verschiedene zahlungsrelevante Vorschriften und Rahmenwerke umfasst, können Institute besser auf die Bedürfnisse ihrer Kunden eingehen und Marktinnovationen vorantreiben. "Die Banken sollten sich daran erinnern, dass es letztlich die Bedürfnisse der Kunden sind, die die Märkte bestimmen", sagt Jani Ristimäki. Die Regulierung gibt dabei die Grundregeln für die Märkte vor.

Das bevorstehende EU-Mandat für Instant Payments eröffnet neue Möglichkeiten für Konto-zu-Konto-Zahlungen. Zahlungsauslösedienste in Echtzeit haben das Potenzial, Zahlungsprozesse zu revolutionieren, Lieferketten zu straffen und das Gesamterlebnis für den Endkunden zu optimieren. Hierdurch werden neue Anwendungsfälle möglich, wie z.B. die Änderung der Art und Weise, in der Privatpersonen Zahlungen erhalten, und damit die Förderung der finanziellen Inklusion und Effizienz. "Die obligatorischen Instant Payments werden wahrscheinlich einige Kostenvorteile mit sich bringen,“ sagt Jani Ristimäki. „Das gilt vor allem für Kleinbetrags- und Konto-zu-Konto-Zahlungen. Der größte Vorteil dürfte jedoch die Möglichkeit sein, neue Anwendungen wie zum Beispiel sofort verfügbare Gehaltszahlungen zu entwickeln.“

Auf dem Weg zu einer nahtlosen Endkundenerfahrung

Open Banking und der Übergang zu PSD3 ermöglichen die weitere Schaffung nahtloser Endkundenerfahrungen, die auf lokale Präferenzen und Bedürfnisse zugeschnitten sind. Zu diesem Zweck ist es wichtig, die Probleme der Verbraucher und die Anforderungen der Händler zu verstehen, um Lösungen zu entwickeln, die auf die verschiedenen Märkte abgestimmt sind. "Regulierung und Innovation setzen den Standard dafür, wie ein 'exzellentes' Endkundenerlebnis aussieht", sagt Jani Ristimäke. "Dadurch werden auch die Erwartungen von Verbrauchern und Händlern definiert, z.B. wie Zahlungen funktionieren sollten. Letztendlich wird es dadurch viel einfacher, neue und effektive Endkundenerlebnisse in digitalen und Online-Umgebungen zu schaffen, in denen es keine physischen Einschränkungen gibt."

Daten sind in diesem Zusammenhang von entscheidender Bedeutung, da sie den Instituten Einblicke in das Verhalten und die Vorlieben der Verbraucher geben. Durch die effektive Nutzung von Daten und die Zusammenarbeit mit Partnern können Institute innovative Zahlungslösungen entwickeln, die auf spezifische Anwendungsfälle zugeschnitten sind und die Kundenbindung fördern. "Ein einfaches Beispiel für die Verschmelzung der digitalen und der physischen Welt ist der Einkauf im Supermarkt, bei dem der Verbraucher mit seinem Mobiltelefon den Artikel scannen und im Rahmen einer digitalen Benutzererfahrung online bezahlen kann. Mit ein wenig Phantasie und den über APIs verfügbaren Daten können ähnliche eingebettete Benutzererfahrungen auch in vielen anderen Anwendungsfällen genutzt werden".

Fazit

Der Übergang von PSD2 zu PSD3 ist nur ein Teil einer neuen Ära von Open Banking, die durch verstärkten Wettbewerb, Innovation und Verbraucherschutz gekennzeichnet ist. Die Rahmenbedingungen und die Regulierung müssen aufeinander abgestimmt sein, damit das volle Potenzial ausgeschöpft werden kann. Für Finanzinstitute liegt der Schlüssel zur erfolgreichen Bewältigung dieser Veränderungen darin, Innovationen zu fördern, Daten zu nutzen und die Kundenerfahrung in den Mittelpunkt zu stellen. Auf diese Weise können sie das Potenzial von Open Banking voll ausschöpfen und sowohl für die Verbraucher als auch für den Finanzsektor insgesamt positive Ergebnisse erzielen.

Jani Ristimäki

Head of Financial Services Consulting, BearingPoint Finland
Jani Ristimäki ist Leiter des Beratungsbereichs Financial Services bei BearingPoint Finnland. Er verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung im Banken- und Finanzdienstleistungssektor. Bevor er 2017 zu BearingPoint kam, leitete Jani Ristimäki die Entwicklung von Karten- und Zahlungsverkehrsprodukten bei der OP Financial Group, arbeitete als Strategiemanager bei Nets und hatte verschiedene Positionen im Bereich Strategie und Geschäftsentwicklung bei Luottokunta, einem ehemaligen finnischen Zahlungskartenanbieter, inne. Seine beruflichen Schwerpunkte liegen in den Bereichen Strategie und Geschäftsentwicklung, Produkt- und Dienstleistungsinnovation sowie Organisationsentwicklung. Im Laufe seiner Karriere hat Jani Ristimäki die Konsolidierung und digitale Entwicklung der europäischen Zahlungsverkehrslandschaft sowie die Entstehung neuer Geschäfts- und Betriebsmodelle im digitalen Zeitalter miterlebt. Jani Ristimäki ist seit 2022 Moderator der EBA-Arbeitsgruppe für digitale Währungen und intelligente Zahlungen.