Verification of Payee: Was macht den Namensabgleich so komplex?

21 / 05 / 2024

Die Verifizierung des Zahlungsempfängers (Verification of Payee, VoP) ist eine der schwierigsten Anforderungen der kürzlich veröffentlichten neuen Verordnung über Sofortüberweisungen (IPR). Der Zahlungsdienstleister (PSP) des Zahlers ist verpflichtet, die Übereinstimmung von IBAN und Name des Zahlungsempfängers zu überprüfen. Dazu werden die vom Zahler übermittelten IBAN-Namensdaten an den Zahlungsdienstleister des Zahlungsempfängers übermittelt, der diese mit den gespeicherten (und bereits im Rahmen des etablierten KYC-Prozesses geprüften) Kontoinhaberdaten abgleicht.

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Diese Überprüfung besteht im Wesentlichen darin, den angegebenen Namen mit dem registrierten Namen des Kontoinhabers abzugleichen. Diese Art der Überprüfungen mag einfach erscheinen, aber bei näherer Betrachtung zeigt sich erst die hohe Komplexität. Die folgende Liste von Herausforderungen zeigt, warum es einer Reihe von hochentwickelten Algorithmen bedarf, um zuverlässige und korrekte Ergebnisse zu erzielen.

·        Unterschiede in der Schreibweise: Namen können aufgrund von Tippfehlern, Rechtschreibfehlern oder unterschiedlichen Transliterationen geschrieben werden, insbesondere in multikulturellen oder mehrsprachigen Kontexten.

·        Pseudonyme, Titel und Spitznamen: Personen tragen oft offizielle Titel wie „Dr.“ oder verwenden Pseudonyme/Spitznamen, die nicht in direktem Zusammenhang mit ihrem offiziellen Namen stehen, was den Abgleich erschwert.

·        Kulturelle Unterschiede: Kulturelle Namenskonventionen sind sehr unterschiedlich, was zu Problemen beim Abgleich von Namen in verschiedenen Kulturen führt. So unterscheidet sich beispielsweise die Reihenfolge von Vor- und Nachnamen zwischen westlichen und östlichen Kulturen.

·        Fehlende, fehlerhafte oder unvollständige Daten: Unvollständige, fehlerhafte, falsche oder veraltete Datensätze, Dubletten und Inkonsistenzen können den genauen Abgleich von Namen erschweren.

·        Homographen: Namen, die gleich geschrieben werden, aber eine unterschiedliche Aussprache oder Bedeutung haben (Homographen), können zu Verwirrung und ungenauen Matches führen.

·        Mehrdeutigkeit des Kontexts: Namen können je nach Kontext unterschiedliche Bedeutungen haben oder sich auf unterschiedliche Personen beziehen. Beispielsweise kann sich der Name „John Smith“ auf mehrere Personen beziehen, was einen genauen Abgleich ohne zusätzlichen Kontext erschwert.

·        Kulturelle Voreingenommenheit: Systeme, die Namen abgleichen, können unbeabsichtigt bestimmte Namen oder kulturelle Hintergründe bevorzugen. Dies kann zu Inkonsistenzen oder Ungenauigkeiten in den Abgleichergebnissen führen.

·        Namensänderungen: Personen können ihren Namen aufgrund von Heirat, Scheidung oder anderen Lebensereignissen ändern, was dazu führen kann, dass ein und dieselbe Person mit mehreren Namen in Verbindung gebracht wird.

Zusätzlich zu den Herausforderungen bei individuellen Namen (Personen) ergeben sich folgende Herausforderungen beim Abgleich von Firmennamen:

·       Abkürzungen und Akronyme: Unternehmen verwenden häufig Abkürzungen oder Akronyme in ihren Namen, was zu Diskrepanzen in der Darstellung ihrer Namen führt. Beispielsweise kann „International Business Machines Corporation“ zu „IBM“, „I.B.M. Corp.“ oder „International Business Machines Corp.“ abgekürzt werden, was den Abgleich erschwert.

·       Pseudonyme und Markennamen: Unternehmen können unter verschiedenen Handelsnamen oder Pseudonymen tätig sein, was den Abgleich weiter erschwert. Beispielsweise kann ein Unternehmen unter einem bestimmten Namen eingetragen, aber allgemein unter einem anderen Namen bekannt sein.

·       Fusionen und Übernahmen: Fusionen, Übernahmen und Umfirmierungen können zur Änderung von Firmennamen oder zur Gründung neuer Unternehmen führen. Die genaue Zuordnung von Firmennamen erfordert die Verfolgung dieser Änderungen und die Pflege aktueller Datenbanken.

·       Internationalisierung und Lokalisierung: International tätige Unternehmen können in verschiedenen Sprachen oder Regionen unterschiedliche Namen haben. Dies erschwert die Prüfung, insbesondere bei mehrsprachigen Datensätzen.

·        Arten juristischer Personen: Verschiedene Rechtsformen, wie z.B. Kapitalgesellschaften, Personengesellschaften und Einzelunternehmen, können unterschiedliche Namenskonventionen oder Namenszusätze haben. Für die korrekte Zuordnung von Firmennamen ist es notwendig, diese Konventionen zu verstehen und bei der Prüfung zu berücksichtigen.

Die Zahlungsverkehrsdienstleister müssen in der Lage sein, diese Art von Komplexität zu bewältigen, um einen zuverlässigen IBAN-Namenabgleich zu ermöglichen. Einige dieser Hindernisse lassen sich durch Maßnahmen wie Datenbereinigung oder die Nutzung zusätzlicher Datenquellen (z.B. Listen von Spitznamen oder Unternehmensverzeichnisse) überwinden, andere erfordern einen fortschrittlicheren Ansatz wie den Einsatz von künstlicher Intelligenz.

In jedem Fall hängt der Erfolg des Dienstes zur Überprüfung der Identität des Zahlungsempfängers bei der Verringerung des Betrugsaufkommens in hohem Maße von der Qualität der zugrunde liegenden Abgleichsalgorithmen ab. Mehr über Sofortüberweisungen und Verification of Payee sowie weitere Informationen über alle unsere Lösungen für Finanzinstitute erfahren Sie hier.

 

Profile Henrik Hodam

Henrik Hodam

Senior Product Manager Open Banking, Worldline
Henrik Hodam has been working for Worldline since 2001 and has experience in mobile and digital, as well as in the payments, banking and telecom industry. As Senior Product Manager in Open Banking, Henrik is responsible for Account-to-Account Payments, Verification of Payee and SEPA Proxy Lookup service.